Ort der Stille

"Das stimmt. Es gibt viele komische Leute, die echt alles total persönlich nehmen... ich würde mich nicht zu solchen zählen.", erklärte Leandro und betrachtete amüsiert den beschämt drein guckenden Jungen. Dem war auch echt alles peinlich! Kannte er sowas denn nicht? Betätschelt zu werden? War doch normal bei sowas Süßem wie ihm. Also normalerweise wurden die Katzenwesen nie rot, wenn Leandro sie etwas ärgerte und tätschelte. Aber irgendwie waren die auch nie so knuffig gewesen wie Riku. Oder war dieser gerade wegen seiner schüchternen Art so toll?
"Sagen viele. Naja, so als Halbdämon hat man es nicht gerade leicht in Kurohe. Da kriegt man sowas schon öfters zu hören..." Leandro starrte nun auch in den stark bewölkten Himmel. Entweder es fing jeden Moment an zu regnen oder die Nacht kam. Der Schwarzhaarige hoffte auf Regen, denn nachts war es hier sehr gefährlich. Für ihn nicht... aber für Riku! Leandro sah hinter sich, auf einen Platz, wo mehrere verrottete und ausgedürrte Bäume standen. Etwas rötliches verbarg sich dahinter. Mit ernstem Blick erhob sich der Halbdämon und er griff nach seinem katana. "Warte hier...", wisperte er dem Jungen zu und verschwand urplötzlich in einer schwarzen Rauchwolke, um ca 20 Meter weiter vorne wieder in einer neuen aufzutauchen. Er stand direkt hinter dem Baum und spürte die böse Aura, die hier herrschte. Der Schwarzhaarige holte einmal kräftig aus und schlug blitzschnell zu. Der Baum wurde in zwei Hälften geteilt und das Wesen was dahinter stand ebenfalls. Es war eine gigantische, blutrote Fledermaus, die irgendwie menschliche Züge hatte und nicht gerade attraktiv aussah.
"Mist. Es geht schon los...", knurrte der Halbdämon. Es wurde also echt Nacht. Denn diese Fledermäuse waren nachtaktiv und versteckten sich während der "Dämmerung" gerne hinter ihren Feinden.

Riku nickte nur bekräftigend zu Leandros erstem Kommentar. "Hier gerät man öfter an solche Leute.", stimmte er zu und gähnte. Bald war es hier stockduster, wie der Blonde am bewölkten Himmel sehen konnte. Nicht einmal der Mond war hier zu erkennen. Der Panter fröstelte, bevor er sich wieder dem anderen zuwandte.
"Ja, das stimmt.", bekräftigte er. "Aber man gewöhnt sich dran."
Der Junge pflückte sich einen Käfer vom Knie und schaute ihn gedankenversunken an, während er ihn mit Daumen und Zeigefinger festhielt. Er beobachtete, wie das Tier mit demn Beinchen wackelte und hilflos mit den Flügeln schlug. Netterweise ließ der Panter das kleine Ding fliegen, gerade noch rechtzeitig, denn nur eine Sekunde später hätte er es mit Sicherheit vor Schreck zerquetscht. Der Blonde wirbelte herum und starrte Leandro erschrocken an, wie er ein großes rotes und hässliches Etwas mit einem Hieb durchschlug: Samt Baum.
Sofort sprang er auf die Füße und schaute sich panisch um, denn jetzt kamen diese fledermausartigen Dinger von allen Seiten. "Was zum... Ah!" Er zuckte zusammen, als eines auf ihn zukam, Geifer lief dem Ding das menschenähnliche Kinn hinunter und es schlug mit den ledrigen Flügeln.
Der junge Panter hob schützend die Arme vors Gesicht, während er einen Schritt rückwärts machte, doch im nächsten Moment sah er kurz Sterne und sackte dann auf die Knie. Das Vieh stand jetzt direkt vor ihm und er wagte kaum zu atmen.

Leandro atmete kurz auf und sah sich mit Adlersaugen um. Er konnte zwischen den morschen Bäumen nichts mehr erkennen. Doch als sein Gehör sich meldete und er den Blonden hinter sich aufschrecken hörte, dachte er nicht lange nach. In nicht einmal einer Sekunde stand er schützend vor dem Jungen und versuchte noch sich schnell umzudrehen um den fiesen Dämon erdrosseln oder wenigstens blocken zu können. Doch leider vergebens. Das Ungetüm schlug ihm mit seiner Pranke eine tiefe Wunde in den Rücken. "Hnghh..." Leandro keuchte auf vor Schmerz und wirbelte herum, um dem Vieh den Kopf abzuschlagen. Scheiße, das tat weh. Im Normalfall hätte ihn das wohl getötet. Aber da er unsterblich war tat es einfach höllisch weh und würde wohl innerhalb der nächsten Stunde verheilen. Der Schwarzhaarige stellte sich schwer verletzt vor Riku und nahm seine Kampfposition ein. Voller Wut sprang er auf die Fledermäuse und schlug einem nach dem anderen den Schädel ab.
"Hau ab! Du musst hier weg!", brüllte er in Rikus Richtung und wich einem Dämon aus, der ihn gerade fast erwischt hätte.

Riku starrte wie gelähmt auf die Wunde des Schwarzhaarigen und ließ langsam den Blick nach oben wandern. Der Schwarzhaarige blutete wie aus Eimern. Panisch krabbelte der Blonde ein Stück zurück und richtete sich auf. Wieso konte der Kerl eigentlich noch stehen? M-Müsste er nicht... tot sein? Und er stand so schützend vor ihm... Er hatte sich die Wunde wegen IHM eingefangen! Rikus Augen weiteten sich immer mehr und er begann zu zittern.
"Leandro..", kam es leise und zaghaft von ihm und er hielt sich verzweifelt die Hand vor den Mund. Das nächste, was der Junge mitbekam, war, dass er wieder in unendliche Dunkelheit gesaugt wurde, vor sich ein kleines Fenster. Yan grinste breit und griff in seine Tasche, holte das lächerliche Klappmesser hervor und fuhr die Krallen aus. Dann stürzte er auf eins der Viecher zu und begann, dieses mit blitzschnellen Hieben und Pranken zu bearbeiten.
"Hehe, ich denk nicht dran, mir den Spaß entgehen zu lassen!"

Während Leandro mit all den Viechern beschäftigt war, hatte er nicht die Zeit, sich um Riku zu kümmern. Er schlug wie ein Wilder auf die Dämonen ein um sie schnell loszuwerden, doch es kam ihm so vor, als würden es jede Sekunde mehr werden. Plötzlich sah er, wie neben ihm ein Vieh zu Boden ging. Und das nicht durch sein Katana. Verwirrt sah er Yan an, der sich mal wieder durchgesetzt hatte. "Du?! Hau sofort ab!", befahl Leandro wütend, doch er sah ein, dass der Blonde nicht auf ihn hören würde. Knurrend wand er sich wieder den Dämonen zu. Es wurden wirklich mehr... Langsam hatte Leandro echt keine Lust mehr. Nur weil er sich mit dem Jungen verquatscht hatte, hatte er die Zeit total vergessen und musste jetzt sowas mitmachen!? Eigentlich wollte er weiter mit dem Panterjungen reden! Also drehte Leandro sich einmal blitzschnell im Kreis und verschaffte sich so einen kleinen, freien Moment, in welchem er sein Katana zu Boden warf, seine Hände zu Fäusten ballte und die Arme vor der Brust zu einem X formte. Vorher hatte er noch schnell den Jungen weggetreten, nicht sehr sanft. Nun entstand um ihn herum ein schwarzer Flammenring, dessen Feuer seinem Teleportationsnebel schwer ähnelte. Das schwarze Feuer loderte auf und explodierte nach kurzer Zeit, sodass die blutroten Dämonen nicht den Hauch einer Chance hatten, zu überleben. Nach der gewaltigen Explosion entstand im ganzen Gebiet ein hochgiftiger Nebel. So schnell er konnte packte Leandro sein Katana ein und warf sich Yan über die Schulter um sich mit ihm wegzuteleportieren. Diese Technik war eine der wenigen, die er beherrschte.
Vorsichtig setzte er Yan auf dem Boden ab. "Sorry... hab ich dir wehgetan?"

Yan hatte sich nicht mal zu dem Scghwarzhaarigen umgedreht, als dieser ihn aufforderte, abzuhauen. Er dachte nicht einma daran, wie er eben schon angekündigt hatte. Gerade wollte er zu einem Spruch ansetzen, während er einem weiteren Vieh ein Auge ausstoch, doch er wurde mit einem ordentlichen Tritt in den Hintern außer Reichweite geschleudert, eine riesige Explosion um ihn herum. Der Blonde jaulte auf, man hatte seine empfindliche Stelle getroffen... Seinen (Panter)schwanz! Kaum konnte er irgendwie reagieren, landete er auch noch über der Schulter des Typen und ... ja, Yan wusste nicht, wie ihm geschah, denn nicht ganz unbeabsichtigt, wurde er auch noch am eben so gekickten Hintern festgehalten. So konnte er also eine wunderschöne Fleischwunde am Rücken des Kerls betrachten und gleichzeitig unter jeder Bewegung an seinem Schweif zusammenzucken.
Als er auf dem Boden abgesetzt wurde, schwieg Yan eine Weile und es musste wohl kurz so wirken, als wäre Riku wieder da. Bis er breit grinste und denn Kopf schüttelte.
"Nope, alles bestens. Auch wenn mein Arsch 'n bisschen wehtut."
Dann deutete er auf Leandros Wunde. "Du seihst noch 'n bisschen mitgenommener aus... Wieso stehst du noch?!"
Das war Strubbels Art und Weise nach dem Rechten zu fragen. Und mit ein bisschen Fantasie konnte man eine leise Entschuldigung heraushören. Jetzt tatsächlich eine Sekunde ernst hielt er sich gedankenversunken den Panterschwanz.

"Dann ist gut... verdammt, du soltest doch abhauen! Warst du dir daür zu toll oder was?! Sowas ist kein Spaß, Junge! Ja, diese Viecher sind hohl und können nicht viel, aber in so großen Mengen sind sogar diese Dämonen gefährlich. Was hast du dir dabei gedacht?! Nicht viel oder?" Wütend schritt er immer im Kreis auf und ab und merkte, wie seine Wunde schmerzte und er immer mehr Blut verlor.
"Scheiße.", murmelte er und sank zu Boden, weil die Schmerzen intensiver wurden. Er drückte seinen Rücken gegen einen glatten Baum, der seine Rinde verloren hatte, damit er kein Blut mehr verlor.
"Glücklicherweise... bin ich unsterblich... sonst würd ich das Ganze hier... nicht so locker sehen....", keuchte er mühevoll und hoffte, dass die gigantische Wunde bald verheilte. "Hng..." Er riss sich den Mantel vom Leib und hielt ihn Yan hin. "Kannst... du mir das bitte... umbinden?"

Yan seufzte genervt und schaute den Schwarzhaarigen finster an.
"Wäre Riku nicht gewesen, hättest du mir garnicht helfen müssen...", murrte er. "Und dann wäre das" Er deutete auf Leandros Wunde. "garnicht erst passiert. Ich komm sehr gut mit solchen Dingern klar.", blaffte er und riss dem Kerl das Stück Mantel aus der Hand, mit finsterem Blick, wenn man doch tatsächlich ein leichtes schlechtes Gewissen in seinen Augen sehen konnte.
"Und außerdem hat ja alles ganz gut geklappt!", maulte er wieter, während er begann, das Stück Stoff um den (nebenbei bemerkt) ziemlich starken Oberkörper Leandros zu wickeln. Er musste sich stark zurückhalten, um nicht im nächsten Moment auf ihn zuzustürzen und ihn voll zu schlavenzeln. Einen Moment zu lange ruhten seine Hände an einer Stelle seines Oberkörpers und Yan verknotete schnell den Fetzen , damit er nicht auf dumme Gedanken kam. Leandro war zu verletzt. Oder.
Ein leises Knurren entwich seiner Kehle und er fauchte leise vor sich hin.
" 'tschuldigung... oder so."


Riku starrte durch das kleine Fenster und er hielt sich die Hand vor den Mund. Es war alles seine Schuld! Yan hatte vollkommen Recht! Hätte er Yan hervorkommen lassen, wäre das nie passiert! Yan wäre sehr gut klar gekommen, er war schließlich pfeilschnell! Vielleicht sollte er den Anderen jetzt immer raus lassen. Der Junge lehnte sich gegen die kalte schwarze Wand und schloss die Augen.

Leandro zuckte kurz zusammen, als Yan den Mantel festband. Dann ließ er erleichtert den Kopf nach vorne kippen und spürte, wie der stechende Schmerz langsam aber sicher nachließ.
"Danke, Yan...", murmelte er mit schwerem Atem. "Aber gib Riku nicht die Schuld daran. Ich hätte einfach besser aufpassen sollen. Das ist alles." Seine Stimme wurde immer ruhiger, trotz des nachlassenden Schmerzes. Er war einfach erschöpft, doch schlafen wollte er jetzt nicht. Sie befanden sich zwar eigentlich auf sicherem Raum, aber so genau wusste man das ja nie...
"Erzähl mir was über dich, Yan.", befahl der Schwarzhaarige plötzlich. "Ich bin neugierig... sowas wie Riku und dich trifft man eher selten." Er grinste Yan leicht gequält an und erhoffte eine normale Antwort von dem leicht seltsamen "Jungen".

Yan seufzte und auch er entspannte sich wieder, was ihn tatsächlich wieder dazu brachte, ein Grinsen auf seine Lippen zu zaubern.
Dieses wurde aber wieder hämisch und er schaute auf seine blutverschmierten Hände.
"Ist doch idiotisch, ne? Der Kerl ist zu nix in der Lage, obwohl wir den selben Körper haben. Und er sieht MICH als Eindringling, obwohl ich in diesem Körper schon genauso lange lebe wie er!" Der blonde Wuschel ließ sich neben dem Schwarzhaarigen nieder und begann, sich dessen Blut von der Hand zu lecken, womit er sich den ganzen Mund verschmierte.
"Erzählen? Wie gesagt, ich fand mich in diesem verdammten Körper wieder und musste feststellen, dass ich verflucht nochmal nicht alleine war. Ich war in dem Körper eines BABYS! Das war der Horror."
Der Panter seufzte und leckte sich über die Lippen.
"Ich bin Körperwandler. Allerdings bleibe ich so lange im Körper eines Mitmenschen, bis dieser eines natürlichen Todes stirbt. Oder so. Meine Aufgabe ist es, die Person in der ich lebe, also den Wirt zu schützen, sonst sterbe auch ich. Und es hat 15 verdammte Jahre gedauert, bis dieser Körper zumindest für Kleinigkeiten zu gebrauchen war."
Yan lehnte sich gegen den Stamm und gähnte. Damit war für ihn das Thema erledigt. Leandro hatte eine vernüb´nftige Antwort bekommen und das reichte. Dem eben genannten schien es anscheinend schon etwas besser zu gehen...

"Das heißt also, du warst auch schon in anderen Körpern. Soso..." Leandro grübelte. Wenigstens hatte er ihm überhaupt geantwortet. Und er war froh, dass er ihn in Ruhe ließ mit seiner Verletzung. Jetzt angeschmachtet zu werden, wär garnicht gut. Würde die Schmerzen nur noch länger herauszögern.
"Wie alt bist du wirklich? Sicherlich nicht 15, so wie du aussiehst oder? Wenn du schon in anderen Körpern warst musst du ja schon was älter sein..." Ob er ihm wohl das Alter verraten würde. Die meisten die Leandro getroffen hatte, schämten sich für ihr Alter und wollten es nicht verraten. Allerdings hatte der Schwarzhaarige vorher immer erwähnt, dass er über 750 Jahre alt war... war das einschüchternd?

Yan nickte.
"Ich war in verdammt vielen Körpern. Allerdings waren auch ein paar dabei, die sofort wieder starben: Mal alte Menschen, mal Frühgeburten oder Morde und so weiter. Die Leute, die als schizophren gehalten werden, sind es oft nicht. Sie sind Opfer von Körperwanderern."
Yan wusste nicht, was in ihn gefahren war, dass er plötzlich einfach so rausplatzte, mit dem, was er über sich und seine Kameraden wusste. Normalerweise ... handelte er lieber, als zu reden, aber da das im Moment nicht möglich war... Auf Leandros Frage hin musste der Blonde grübeln.
"Wie alt ich bin. Oh Gott, gute Frage... Ich denke, so um die 500.", murmelte der Kerl und grinste schief. "Ich werde älter, aber irgendwie auch nicht. So'n Quatsch, ey."
Yan lehnte sich wieder etwas zurück und schaute in den Nachthimmel, immernoch ein ironisches Lächeln im Gesicht und die Hände in den Nacken gelegt. "Geht es dir wieder besser?", fragte der Blonde, die Augen immernoch auf eine Wolke geheftet.

"Um die 500? Wow. Ist n ordentliches Alter.", lachte Leandro doch das Lachen wanelte sich in ein Husten um und er fluchte vor sich hin. Wollte diese verdammte Wunde denn nicht endlich mal heilen?!
"Joa, ist schon besser. Hatte schon schlimmere Wunden. Die verheilen ja eh immer nach spätestens einer Stunde..." Leandro spürte regelrecht, wie in ihm neues Blut "entstand" und die Wunde sich schloss. Er lugte über seine Schulter hinweg auf den nun rot gefärbten Baum und sein Blick wanderte runter zu dem blutigen Streifen an seinem Rücken, der bis vor 10 Sekunden noch ein "tiefes Loch" war.
"Na also, geht doch!", meckerte der Schwarzhaarige und mit Schwung erhob er sich. Sogar grade stehen konnte er wieder. "Achja, muss ich dir jetzt auch mein Alter sagen? Hmm... bin 765 falls es dich interessiert." Leandro fragte sich, wann Riku wohl wieder zum Vorschein kommen würde. Im Moment kam er ja gut mit Yan zurecht. Noch...
Denn nun war seine Wunde verheilt.

Yan musste ebenfalls lachen, wenn auch ein bisschen heiser. Seltsam eigentlich, dass sich Riku so zurückhielt...
Das passierte eigentlich nur, wenn dieser ziemlich am Ende war. Hoffentlich kratzte der Kerl ihm nicht ab, denn dann war auch Yan geliefert. "500? Naja, da toppen deine 756 doch noch einiges!"
Der Blonde starrte verwundert den Rücken des Schwarzhaarigen an und pfiff anerkennend durch die Zähne.
"Nicht übel, das ging echt schnell..."
Augenblicklich schlich sich ein merkwürdiges Lächeln auf seine Lippen und der Junge musste sich ein Kichern verkneifen.

"Ist so ne Fähigkeit. Eigentlich echt praktisch... aber wenn ich wirklich mal keine Lust mehr haben sollte ist das scheiße.", lachte Leandro mit stark sarkastischem Unterton, während er sich gegen einen Baum gegenüber von Yan lehnte. "Für nen Halbdämon hab ich recht wenige Techniken, aber ich komm gut klar. Er sah sich seinen mit Blut befleckten Mantel an, den er in seiner Hand hielt. Sauerei...
Glücklicherweise war ziemlich direkt neben ihnen ein kleines Tümpelartiges Gewässer. Leandro stieg mit den Füßen dort hinein und hielt den schwarzen Stoff ins Wasser, welches sich langsam rot färbte. "Wie oft ich das Teil schon waschen musste...", jammerte Leandro und entledigte sich seiner Handschuhe, welche er neben sich aufs Gras legte. Er rieb über den Stoff und entfernte auch den letzten Tropfen Blut daraus. Danach legte er das nasse Kleidungsstück über einen Ast, der sich zufälligerweise gerade über ihm befand! Im T-shirt und ausnahmsweise mal ohne seine geliebten Handschuhe hockte er sich wieder vor den Baum und seufzte...

Yan lachte laut auf.
"Oh ja, das ist scheiße! Ich muss meinen Wirt einfach ins Verderben jagen und ich kann mich verabschieden!"
Er betrachtete den Kerl gegenüber mit einem gesunden Appetit und zog einen schwarzen Stein unter seinem Hintern hervor. "Aua.", meckerte er und warf ihn haarscharf an Leandro vorbei, direkt in den Tümpel hinter dem Baum an dem er lehnte.
"Wenigstens hast du Techniken! Ich kratz und schlag einfach drauf los! Klappt aber eigentlich auch recht gut.... Und Riku kann halt nix!" Er grinste über beide Ohren und sxchüttelte den Kopf. Da dieser sich so verdammt ruhig verhielt, spielte er mit dem Gedanken, dass es vielleicht möglich wäre, ihn für immer so zu verdrängen. Er ging Yan einfach nur auf den Senkel.
"Kommt ja auch nicht auf die Anzahl der Techniken an, sondern darauf, wie effektiv sie sind."

"Naja, ist auch nicht grade toll, wenn man dafür seine "zweite Hälfte" umbingen muss.", lachte Leandro und wich dem Stein aus. Er hob eine Augenbraue und sah Yan skeptisch an. "Riku kann also nichts?", murmelte der Schwarzhaarige vor sich hin und grübelte. Er starrte den Blonden durchdringlich an. "Aber wenn du das alles mit seinem Körper machst wird er doch bestimmt wenigstens etwas können? Vielleicht weiß er es nur nicht. Oder er traut sich nicht. Ich möchte mit ihm reden, Yan!" Er sah den Panterjungen ernst an. Doch dieser machte keine Anstalten Riku "hervorzulassen" oder wie man das nennen sollte. Leandro seufzte und sah zu Boden. Wie sollte er das jetzt nur regeln?
"Riku, du musst dich nicht so stark von ihm beeinflussen lassen.", sagte er plötzlich und dabei sah er Yan tief in die Augen, als würde er ihn meinen. "Ich bin mir sicher, dass du auch so deine Stärken hast. Lass dir von niemanden was anderes sagen, Riku. Hast du gehört? Du wirst mit Yan klarkommen, wenn du versuchst dich durchzusetzen, Riku!" Er faltete seine Hände vor dem Mund und wartete Yans Reaktion ab. "Riku, kapierst du das?"

Yan grinste wieder.
"Jepp, stimmt. Aber wenigstens hat man seine Möglichkeiten!"
Der Blonde kratzte sich am Ohr und gähnte, während er lächelnd den Kopf in den Nacken legte und dem Älteren lauschte.
"Nein, er kann wirklich nichts, er ist ein Trottel und traut sich nicht, irgendetwas anzufassen.", blaffte er ziemlich knapp, allerdings lächelte er bald wieder, damit es ihm direkt aus dem Gesicht gewischt werden konnte.
"Was redest du da?", fragte er mit eiskalter Stimme und lehnte sich nach vorne, um den Schwarzhaarigen mit seinem Blick zu durchbohren.
"Hör auf damit!" Leise Panik flammte in Yan auf, doch er verdrängte sie, schloss die Augen und dreht sich von Leandro weg.
Warum tat er das?! Erst, als er in eine vollkommen andere Richtung starrte, konnte er die Augen wieder öffnen, wenn sie auch vor Verwunderung geweitet waren.
Der Ältere machte keine Anstalten, damit aufzuhören, Riku anzusprechen, also wich der Junge unwillkürlich ein Stück zurück. Fehlanzeige. Der Baumstamm war noch da.
Der Panter wusste nicht wieso, aber diese permanente Rufen machte ihn fast verrückt. "Hör auf, verdammt!!"
Er hielt sich die Hände vor die Augen. Etwas zog und zerrte an ihm, es war eine Sekunde fast so, als würde er wieder in Rikus Innerem verschwinden.

Riku öffnete die Augen. Er hörte Leandros Stimme, wie er seinen Namen nannte.
Mit zittrigen Knien stand er auf und schaute durch das Gitterfenster.
Was war das? Yan wirkte verzweifelt, fast schon panisch vor dem was jetzt geschah. Wie machte der Schwarzhaarige das?
Mit verschleiertem Blick stellte er sich ein bisschen auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können.
Die Müdigkeit ließ ein bisschen nach und er rieb sich über die Augen.
Was zum...?!

"Riku, lass dir von ihm nicht dein Leben zerstören. Du wurdest in diesen Körper geboren! Es ist dein Körper!" Seine Stimme blieb ruhig, aber bestimmt. Er bemerkte, wie unwohl Yan sich dabei fühlte. Er hatte sein Ziel erreicht Würde er noch weiter bohren, käme Riku zum Vorschein. Das stand fest.
"Rede mit mir...Riku! Gib mir eine Antwort." Er verengte seine Augen etwas und stand auf. Langsam ging er zu dem Blonden rüber, der gerade nicht sehr gesund aussah...
"Riku? Geht es dir nicht gut? Stimmt etwas nicht?" Der Schwarzhaarige beugte sich zu Yan herunter und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

Yan zuckte unter Leandros Hand zusammen und nahm langsam die Hände vom Geicht. Seine Augen waren seltsam geweitet und dunkel unterlaufen und er starrte ihn entsetzt an.
"D-Das ist nicht war...", flüsterte er.
"E-Es ist genauso mein Körper..."
Seine Stimme war jetzt kaum noch zu hören. Was sollte das? Was war los mit ihm? Wieso verletzte ihn das jetzt so?
Und warum verdammt war es dem Schwarzhaarigen plötzlich so wichtig mit Riku zu sprechen? Yan ballte die Hände zu Fäusten, wenn er sich auch recht kraftlos fühlte. Er wollte Riku?... Dann sollte er ihn doch haben...
"I-Ich ... geh ja schon...", hauchte er und mit geschlossenen Augen und plötzlich klappte der Kopf des Jungen wieder nach vorne auf die Brust. Leandro hatte es echt geschafft.
Riku hob langsam den Blick und schaute mit ungläubig in Lenadros Augen. Er wusste nicht, was er sagen sollte.

Leandro lächelte etwas boshaft, als der Blonde da so verzweielt saß und nicht wusste wie ihm geschah. Doch dieses Lächeln wurde verwandelte sich in ein erleichtertes, als Riku wieder da war. Er hatte es geschafft! Er konnte diesen Wechsel also wirklich beeinflussen! Das Lächeln wurde zu einem Grinsen und er half Riku auf die Beine.
"Hast du echt gehört was ich gesagt habe?", fragte er sicherheitshalber noch einmal. Eigentlich wusste der Schwarzhaarige die Antwort ja schon. Er wollte nur noch einmal mit eigenen Ohren hören, dass sein Plan funktioniert hatte!! "Das ist schon komisch mit euch beiden.. ich würd gern dahinter kommen um das immer so beeinflussen zu können." Leandro lachte hämisch auf und legte dem Jungen im nächsten Moment eine Hand auf den Kopf, um seine Haare zu verwuscheln! "Wie gehts dir?", fragte er plötzlich mehr oder weniger zärtlich. Die Frage war bezogen auf den Kampf..

Riku rieb sich verwirrt über die Augen und atmete die kühle Nachtluft ein. Dann nickte er.
"Ja, ich höre alles, was außerhalb gesagt wird. Bin aber erst bei meinem Namen hellhörig geworden..."
Als der Ältere ihm aufhalf, taumlete er ein bisschen und hielt sich schnell am Baumstamm fest, damit er nicht das Gleichgewicht verlor. Sein Schädel brummte und er hielt sich die Stirn, während er immernoch etwas abwesend blinzelte.
"W-Was du da gesagt hast..." Riku starrte ernst, aber mit leicht geröteten Wangenzum Himmel hinauf und ließ langsam die Hand sinken.
"Danke."
Der Blonde drehte sich schließlich langsam zu Leandro.
"Ja, ich würde auch gerne dahinter kommen. Aber diese Methode hat doch ganz gut geklappt...?"
Es sei denn, Yan würde sich daran gewöhnen und eigene Möglichkeiten ausfuchsen, die alles verderben könnten.
"Es ist okay... ich fühl mich nur was ... seltsam...", murmelte er und ließ den Mann seine Haare verwuscheln.
"Und mein Hintern tut ein wenig weh..."
Er schaute Leandro vorwurfsvoll an, wenn er es auch eher im Scherz meinte. Dann lächelte er leicht.
"Danke, dass du ... mich gerettet hast."

"Ey, keine Ursache!", grinste Leandro, der wieder fröhlich war und klopfte Riku auf die Schulter. Er mochte ihn. Das war ein unbeschreibliches Gefühl, was er da empfand. Selbst er konnte es nicht recht beschreiben. "Ja, scheint so, dass es effektiv war. Das bedeutet also, ich darf euch zwei nie wieder aus den Augen lassen." Er zwinkerte dem Blonden grinsend zu. "Scherz, kein Wesen hält es länger als 3 Stunden mit mir aus!", lachte er schließlich, doch seine Gelassenheit verschwand auf einmal und er schaute ernst in die Ferne. "Das... ist eigentlich nichtmal übertrieben." Leandro drehte sich von dem Jungen weg und schlenderte rüber zu seinem Mantel. Um das Thema zu wechseln nahm er das Stück Stoff und zog es sich wieder an. "Trocknet verdammt schnell das Zeug!" Etwas gezwungen grinste er Riku zu. In Wahrheit war der Mantel noch klatschnass...

Riku schaute überrascht zu Leandro hinüber und folgte ihm zu seinem Mantel.
Wie konnte er so etwas sagen? Riku (und leider auch Yan) hielten es sehr gut mit dem Schwarzhaarigen aus. Er war doch nett, ein wenig merkwürdig(aber nicht im negativen Sinne, zumal Riku selbst das nicht beurteilen konnte, weil er selbst schließlich mehr als nur merkwürdig war) und hatte so eine schwere Verletzung auf sich genommen, um jemand fremden wie Riku zu beschützen!
"Ich hätte nichts dagegen, wenn du bei ...uns bleibst.", murmelte er, wenn er auch ein bisschen rosa wurde.
"Ich kann mir nicht vorstellen, wie man dich nicht leiden könnte." Das alles sagte er mit ziemlich ausdrucksloser Miene und hatte ihn schließlich erreicht.
Vorsichtig berührte er den Stoff des Mantels und hob den Blick zu Leandro.
"Können sich Unsterbliche überhaupt erkälten?", fragte er plötzlich und lächelte wieder leicht.
"Wenn ja, würde ich dir raten, zu warten, bis das Ding trocken ist."

"Das kannst du dir nicht vorstellen? Ich glaub... das liegt nur daran, dass du so süß bist. Ich bin furchtbar oberflächlich.", seufzte der Schwarzhaarige und ließ sich auf den Boden sinken.
"Aber trotzdem waren andere Katzenwesen bisher immer anders als du... ich weiß selbst nicht genau, was ich damit meine!" Leandro lachte auf und vergrub sein Gesicht in einer Hand. "Bist echt was Besonderes." Er lächelte den Blonden liebevoll an. Seine Frage ignorierte er einfach. Es war ihm scheißegal ob er krank wurde. Bisher war sowas noch nie vorgekommen... also würde es auch jetzt nicht passieren!
"Riku... wieso lebst du in Kurohe? Nur wegen Yan? In Cereya wärst du so viel besser aufgehoben.", wisperte er dem Blonden plötzlich zu, nachdem er aufgestanden und seine Haare aus dem Gesicht gestreift hatte. "Kurohe ist ein Ort für grausame Dämonen und Seelen, die Fehler in ihrem früheren leben gemacht haben. Also frage ich mich, was du hier zu suchen hast?"